Gastbeitrag von Ulla Heilmeier: Jenseits der Angst- Coaching

 

"Ich habe in einer Schutzhütte im Wald übernachtet" erzählte mir eine Freundin beiläufig, "auf dem Tisch, wegen der Krabbeltiere ..." Was?! Sofort war ich angefixt - gleichzeitig der innere Impuls von 'Ich trau' mich nicht'. Sog und Furcht - ganz nah beieinander. Wochen später - der Plan. Go.

Der Mond sollte in einer leuchtenderen Phase sein, so kann ich der Dunkelheit ein wenig trotzen. Das Wetter muss stabil sein - ich will keine Wetter-Challange, nur eine Herausforderung mit mir selber. Mein Kopf weiß, dass der Wald sicherer ist als der städtische Bereich, und die Tiere werden mich mehr fürchten als ich sie. Der Blick nach vorne scheint mir wichtig, das Gefühl von Kontrolle, nach hinten Schutz, vielleicht eine Felswand. Nach ein paar Scout-Wanderungen entscheide ich mich für ein seit langer Zeit renaturiertes Kasernengelände im Wald, so groß wie 10 Fußballfelder - mindestens -, rundum wunderbarer dichter Wald, viel Buchen, ein Revier von Wildschweinen, Füchsen und Rotwild vor allem. Das Gras ist hoch, hinter mir ein dichter Bewuchs, nahe an einem kleinen, fast trockengefallenen Weiher. Sicher.

Schon früh gehe ich los, treffe Bekannte auf meinem Weg, fülle mich mit beglückenden Gesprächen, treffe noch im Abendlicht auf der Wiese ein, Picknick im Sonnenschein, die letzten Spaziergängerinnen und Jogger winken mir. Mein Lager ist schnell gerichtet, Matte, Schlafsack, die Decke ist zu viel, ich nehme sie als Kopfkissen - very comfortable :-). Ich lausche, nehme Witterung auf, den Blick schärfen im Dämmerlicht - lesen ist keine Option. Es ist ruhig, nur die Vögel singen bis zur Dunkelheit am Tümpel, das Käuzchen unterbricht regelmäßig die Nacht. Mein Blick schweift über den weiten Himmel, den silhouettenhaften Baumwipfeln zu den mich verbergenden Halmen neben mir, erfasst die Schönheit der für den Moment durch nichts aus der Ruhe zu bringenden Wiese. - Bevor das Licht endgültig bricht, ruft, schreit, brüllt es im Wald - ich bin froh, nicht direkt darin zu liegen. Ich entscheide mich für einen Riesengreifvogel oder einen ausgebüxten hysterischen Hund, der Fährte aufgenommen hat. Es beruhigt mich, als der Ruf abebbt, ES sich entfernt. - Später am Morgen zu Hause finde ich die Antwort: ein bellender Fuchs. - Während der Nacht schrecke ich aus einem kurzen Traum hoch mit dem gleichen Rufen, Bellen, Kreischen - mein Herz pocht - das einzige Mal. Beherrschbar. 

Ansonsten: unzählige Sterne, Flieger und Satelliten über mir - Theater der Nacht. Gratis.

Mit dem ersten Licht leere ich meine Kanne heißen Tee, ein paar Kekse zum Frühstück, packe meinen Rucksack und wandere durch den Wald zurück. Zwischen den Bäumen wäre es eine Stufe herausfordernder gewesen - da bin ich mir nun sicher. Auf meiner Wiese war es unaufgeregt, intensiv, von Neugier und Lauschen geprägt, beruhigend, sicher - ein gutes Gefühl. Leicht.

Jemand fragte mich: "Warum macht man das?" Ich dachte: Woher kommt diese Frage? ... - Ich habe der instinktiv irrational aufploppenden Angst die Macht über mein Handeln genommen. Nie zuvor habe ich das Bellen von Füchsen gehört - wo auch? Wann? Und: ich war ganz nah dran am Puls, am Puls meines Herzschlages, am Puls der nächtliche Stimmen, am Puls des Waldes. Stille.

 

Ulla Heilmeier

Zur Person: 
Ulla Heilmeier ist seit 20 Jahren in der Förderung des akademischen weiblichen Führungsnachwuchs‘, in der Führungskräfteentwicklung und im Konfliktmanagement der Personalentwicklung der Universitätsmedizin Göttingen tätig. Daneben ist sie seit mehr als 20 Jahren als freiberufliche Mediatorin in der Konfliktmoderation unterwegs sowie als Trainerin und Coach mit verschiedenen Themenschwerpunkten. 

Mit ihrem aktuellen Coaching-Angebot "Jenseits der Angst"  unterstützt, ermutigt und inspiriert sie Menschen, über ihre Schatten zu springen, Neues zu wagen und ihr Leben mit einer Portion Furchtlosigkeit zu gestalten. Der Fokus in diesem Coaching liegt darauf, mit sich selbst in einem guten Kontakt zu sein, eigene Möglichkeiten auszuloten, Zukunft vorstellbar zu machen und innere Grenzen zu überwinden.
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