Am 11.7. haben wir wieder zu unseren regelmäßigen Aufstellungsworkshops eingeladen, dieses Mal zum Thema „Macht und Selbstorganisation“.
Das Interesse war groß (ausverkauft!) und die mitgebrachten Fragestellungen der Teilnehmer*innen spannend und vielfältig:
- Was ist machtvoll? Verantwortung haben? Entscheidungen treffen? Selbstbestimmt zu sein? Sind machtlose oder ohnmächtige Menschen dann fremdbestimmt?
- Wie geht man mit Macht um und wird der Verantwortung und den damit einhergehenden Ansprüchen gerecht, welche Rolle spielt Respekt dabei?
- Und im Gegenzug: wie gehen wir mit mächtigen Personen um, mutig oder demütig?
- Haben es extrovertierte, präsentere Menschen leichter mit Macht? Kommen Introvertierte zu kurz?
- Welchen Einfluss haben Faktoren wie Geschlecht, Vertragsverhältnis (befristet/ unbefristet), organisatorische Rollen und Titel?
- Welche Macht bringen längere Betriebszugehörigkeit, Informationsasymmetrien oder Budgetverantwortung mit sich?
Mit gesteigertem Bewusstsein über die vorhandenen Interessen, wählten wir zur Veranschaulichung und Bearbeitung einen mitgebrachten Fall, in welchem es um die Frage ging „Muss oder kann Führung ohne Macht, z.B. mit Selbstorganisation funktionieren?“ Der Schmerzpunkt des Falls lag vereinfacht gesprochen im gefühlten Ohnmachtserleben der Führungskraft gegenüber ihrem Mitarbeiter. Beteiligte Elemente waren schnell identifiziert. Neben konkreten Personen, wie dem Fallgeber, der Geschäftsführung, Kollegen, der Führungskraft und des Mitarbeiters spielten in der Beschreibung aber auch die Zeit, der Purpose der Organisation, die Macht und die Selbstorganisation eine erfolgskritische Rolle. Repräsentanten wurden unter den Anwesenden ausgewählt und die Aufstellung konnte beginnen. Rein ins Erleben!
Die Workshopteilnehmer*innen tauchten in ihre jeweiligen Rollen ein, spürten und teilten mit, was sich in Beziehung zu den anderen Elementen gut und weniger gut anfühlte und wie es sich im Laufe der Aufstellung veränderte, wenn Repräsentanten ihren Platz veränderten oder etwas sagten. Erstaunlich, wie gut wir das können. Und ebenso erstaunlich, wie viele Teilnehmende uns zurückmeldeten, dass sie sich dieses Spüren und Aussprechen in ihren Organisationen leider viel zu wenig zu Nutze machen bzw. dass es oft daran scheitert, sich mit berechtigten Gefühlen in Kontakt zu bringen und sie offen und direkt auszusprechen. Wie schön jedoch, dass in diesem geschützt-moderierten Raum so gute Erfahrungen damit gesammelt werden konnten und alle erlebten, wie sich scheinbar festgefahrene Situationen lösen lassen, wenn jede*r sagt, was sich stimmig oder unstimmig anfühlt.
Neben den persönlichen Erkenntnissen, die jede*r in ihrer/seiner Rolle sammeln konnte, gab es sowohl faszinierende Erkenntnisse und Handlungsoptionen für den konkreten Fall, als auch übergreifende Antworten für die mitgebrachten Fragen, die wir im Anschluss teilten und euch nicht vorenthalten wollen:
- Jede Person hat verschiedene Präferenzen und Erwartungen bezüglich Macht, z.B. wo die Macht (gerade) sein sollte und wo nicht? Und bezüglich wer mehr Macht möchte und wer sich unwohl damit fühlt etc.
- Die Zeit war in diesem Fall teilweise das machtvollste Element. Im Laufe der Aufstellung wurde deutlich, dass sie hier mehr die Bedeutung „Dringlichkeit und es ist Zeit zu handeln“ hatte, anstatt wie ursprünglich gedacht als laufende Zeit.
- Weiblichkeit und Emotion können eine kraftvolle Beziehung mit Macht eingehen.
- Insbesondere, wenn Macht negativ gesehen wird, kann Emotion machtvoller werden als die Macht.
- Aus der Perspektive der Macht steht sie selbst prinzipiell gerne allen zur Verfügung.
- Macht handelt nicht von sich aus, sie ist etwas, was durch Personen handelt.
- Es gibt einen Unterschied zwischen Macht besitzen (eher destruktiv) und Macht (konstruktiv) ausüben.
In Vorbereitung auf den Termin erforschen wir auch immer sehr erlebnisorientiert wie Frischluft als eigenes Wesen unserer Organisation über das Thema „denkt“. Auch hier ein paar Einblicke, vielleicht inspirieren sie euch?
- Macht ist nichts Schlechtes und darf auch Spaß machen. Sie ist im Ursprung frei von potentiellem Missbrauch.
- In einer gesunden Organisation gibt es ein Machtgleichgewicht zwischen allen Beteiligten. Das heißt jedoch nicht, dass Macht zu jedem Thema und zu jeder Zeit gleich verteilt ist, aber wenn sich ein Machtschiefstand manifestiert, ist die Gesundheit der Organisation in Gefahr.
- Die Organisation selbst hat auch Macht, nicht nur deren Menschen, nach innen und nach außen, z.B. die Power etwas bewegen zu können
Wir sind sehr zufrieden, wie Frischluft auf Macht schaut und haben uns abschließend gefragt, wie sich Macht in so einem Sinne etablieren kann? Die Antwort war: „wenn wir uns selbst treu sind“. Klingt einfach, ist es aber nicht immer; zu oft ist man doch verführt von Geld, Wachstum oder eigenem Ego, aber wir helfen uns gegenseitig, darauf zu achten, uns treu zu bleiben.
Wir sind gespannt auf eure Erfahrungen, Fragen und Antworten zum Thema Macht und freuen uns auf den Austausch.
Falls ihr selbst Lust bekommen habt, mal an einem Aufstellungsworkshop mitzumachen oder einen Fall von euch oder eurer Organisation einbringen wollt, mailt uns gerne oder meldet euch einfach zu einem unserer nächsten Termine an.